Disclaimer: Die nachfolgenden Betrachtungen erfüllen nicht die Anforderungen an eine sorgfältige wissenschaftliche Arbeit. Die verwendeten Zahlen stammen aus Chat GPT und wurden nicht mit Orginalquellen abgestimmt.
Das Survivership Bias ist ein Konzept aus der Statistik. Darunter wird verstanden, dass Daten extrem verzerrt sind, wenn auf sie Basis der „Überlebenden“ erfasst werden. Die weitaus größere Gruppe aller Teilnehmer steht nicht zur Verfügung oder ist schlicht unbekannt. Erfolgschancen und geeignete Maßnahmen werden durch die begrenzte Datenbasis in der Regel falsch bewertet, da die befragten "Überlebenden" bestimmte Situation, in denen andere scheitern, nicht oder anders wahrgenommen haben.
Auch bei Autoren tritt dieses Phänomen auf. Angehende Schriftsteller richten ihren Blick häufig auf eine kleine Gruppe erfolgreicher Autoren, die alle Hindernisse überwunden haben oder teilweise niemals damit konfrontiert wurden. Die Gründe für ihren Erfolg sind neben langjähriger harter Arbeit, etwas Talent auch Faktoren wie Glück, Netzwerke und Markttrends. Nicht selten wird dieser Erfolg aber auf extreme Einzelfälle oder einen angeblichen Genius reduziert.
In der nachfolgenden Abbildung sind verschiedene Stufen im Leben eines Autors dargestellt. Angefangen vom bloßen Wunsch ein Buch zu schreiben, bis hin zum Schriftsteller als Hauptberuf. Mit jeder Stufe reduziert sich die Anzahl der „Überlebenden“ um weitere 50 bis 90%. Zusätzlich habe ich die Jahreszahl angegeben, wann ich mich rückblickend auf dieser Stufe befand.
Im Folgendem werde ich versuchen, einen kurzen Überblick über die Stufen an sich und meinen individuellen Weg zur nächsten Ebene zu geben. Jedenfalls soweit es sich mir dargestellt hat, denn auch ich bin bis zu einem gewissen Grad nur ein „Überlebender“.
Und es beginnt mit …
Der Wunsch ein Buch zu schreiben
Laut Umfragen hatten ca. 80% aller Einwohner eines westlichen Landes mal den Wunsch ein Buch zu schreiben. Auf Deutschland bezogen entspricht das ca. 66 Mio. Menschen.
Auch wenn die Zahl sehr hoch wirkt, kann ich sie aus meiner persönlichen Sicht bestätigen. Ein Wunsch verursacht noch keinen Aufwand. Meine Frau, meine Mutter, sogar meine 12-jährige Tochter planten bereits ein Buch zu schreiben. Es kam nur nie dazu, bis jetzt.
Ich selbst begann mich ab dem Jahr 2000 ernsthaft mit dem Gedanken auseinanderzusetzen und habe sogar einige Kurzgeschichten verfasst. Aber der Berg des Unbekannten wirkte einfach zu hoch und der mögliche Erfolg als zu klein, als das ich ernsthaft ein Buchprojekt angefangen hätte. Mehr als 10 Jahre trug ich den Gedanken mit mir herum. Bis …
Das erste Buch begonnen
Gemäß Chat GPT haben in den
letzten 20 Jahren ca. 4 bis 8 Mio. Menschen in Deutschland versucht ein Buch zu
schreiben. Wieder eine gigantische Zahl. Schreibst du, dann bist du nicht der einsame Verrückte. Ganz im Gegenteil, du bist Teil einer Gruppe von Millionen Menschen die dein Ziel teilen!
Mich selbst packte es erst im Jahr 2013. Der Auslöser waren die immer zahlreicher werdenden Möglichkeiten, ein Buch als Selfpublisher mit akzeptablem Aufwand zu veröffentlichen. Also begann ich mit dem Schreiben.
Was habe ich mich gequält! Es war ein zäher Kampf zwischen der Lust am Schreiben und dem Gefühl der Zeitverschwendung. Mehrfach war ich kurz davor, die Sache hinzuschmeißen. Bis dann …
Das erste Buch fertig
In den letzten 20 Jahren haben in Deutschland zwischen 500.000 und 1.600.000 Menschen ein Buch fertig geschrieben. Die meisten davon in einer ersten Rohfassung, ungehobelt, voller Fehler und weit davon entfernt wirklich gut zu sein.
Bei mir war es 2015 so weit. Ich liebte diesen Haufen Papier von ganzem Herzen. Und ich hatte den Mut zum …
Das erste Buch veröffentlichen
Ungefähr eine halbe Million Menschen hat in den letzten 20 Jahren mindestens ein Buch veröffentlicht, Verlag + Selfpublisher. Somit kommt auf jedes veröffentlichte Buch ungefähr eines, das nie veröffentlich wurde.
Die Gründe liegen auf der Hand. Um ein Buch zur Veröffentlichung zu bringen, braucht es entweder einen Verlag, Geld (ab ca. 2.500+ € für Lektorat, Korrektorat und Cover) oder viel eigene Arbeitszeit.
Ich entschied mich für Letzteres. Ich lass mein Buch immer wieder durch und wühlte mich durch die Untiefen der deutschen Grammatik und Rechtschreibung. Nach einem halben Jahr erblickt mein Werk das Licht der Welt anderer Leser. Und ich begann …
Das zweite Buch
Ca. die Hälfte aller Autoren hört nach der Veröffentlichung des ersten Buches auf. Dies entspricht in den letzten 20 Jahren ungefähr einer viertel Million Menschen.
Manchmal war es von Anfang an nur ein Einzelprojekt. Häufig führt aber die erfolglose Konfrontation mit dem Markt zu einer tiefen Enttäuschung. Kaum Verkäufe, respektlose Rezensionen und die klassische 1-Stern-Bewertung sind für einen neuen Autor nur hart zu errtragen. Jahre der Arbeit *puff*, einfach weg, die Motivation *puff* auch weg. Der Mythos vom erfolgreichen Debüt zerfällt zu Staub. Ein Autor stirbt.
Natürlich gibt es auch Autoren, die mit dem ersten Buch sofort in die Riege der professionelle Schriftsteller aufsteigen und auf der Welle des Erfolgs zum nächsten Buch surfen. Aber rechnet nicht damit!
Mein erstes Buch war handwerklich Mist. Eine schöne Story, klar, aber nichts, was Erfolg haben konnte. Die Reaktion des Marktes war in etwa das Äquivalent zu einem Schlag in die Magengrube.
Das zweite Buch schrieb ich TROTZdem!
10 oder mehr Bücher veröffentlicht
Auf dem langen Weg nach dem zweiten Buch verabschieden sich nach und nach die Autoren in den Ruhestand. War es noch eine Viertelmillion, die es bis zum zweiten Buch schaffte, veröffentlichen gerade mal ein Zehntel davon irgendwann ein zehntes Buch.
Wer es nach dem zweiten Buch noch nicht verstanden hat, dass der Erfolg als Autor nur schwer zu erlangen ist, der kapiert es dann spätestens nach dem fünften oder sechsten Buch.
Oder er macht es wie ich, und schreibt einfach immer weiter. Es gibt Geschichten, die müssen raus aus dem Kopf!
Wer es aber bis hierhergeschafft hat, der ist gar nicht mal so weit entfernt von …
Schreiben als wesentlicher Berufsanteil
Für 10.000 bis 18.000 Menschen in Deutschland ist das Schreiben ein wichtiger Teil ihres Berufes. Laut einer Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verdienen die meisten Autoren weniger als 10.000 € pro Jahr mit ihren Büchern. Nicht genug, um davon zu leben, aber definitiv ein Teil des Lebens. Wer hier steht, hat in der Regel noch einen weiteren Beruf, idealerweise ebenfalls im Umfeld des Literaturbetriebs.
Bis zu dieser Stufe bin ich nie gekommen und werde sie vermutlich auch nie erreichen. Es wäre eher Zufall. Da ich auf anderen Wegen deutlich mehr verdienen kann, strebe ich auch nicht wirklich danach.
Wenn du hier hinwillst, dann mach es nicht wie ich. Bleib dran, verbessere systematisch deinen Schreibstil, baue Netzwerke auf, investiere in Werbung und beschäftige dich mit den Markttrends.
Glückwunsch an jedem, der es geschafft hat. Vielleicht bist du irgendwann beim …
Schreiben als hauptsächlicher Berufsanteil
Ca. 5.000 bis 8.000 Menschen verdienen in Deutschland mit Büchern so viel Geld, dass sie allein vom Schreiben über die Runden kommen. Damit ist kein Luxusleben gemeint. Es ist nur so viel, dass es die Rechnung bezahlt und kein Nebenjob mehr erforderlich ist.
Ab hier bist du professioneller Vollblutschriftsteller!
Jetzt brauchst du nur noch einen …
Bestseller
Nach all diesen Betrachtungen bleibt noch eine letzte Stufe. Die Bestsellerautoren, eine Gruppe von einige Hundert Menschen in Deutschland, die mit ihren Büchern 100.000€ und mehr verdienen.
Genau dies ist die kleine Gruppe, auf die wir alle schauen, nach denen wir uns ausrichten und deren Erfolg wir nacheifern. Doch was diese Gruppe macht, ist weit von dem entfernt, was ein angehender Schriftsteller braucht. Sie haben bereits alle Widerstände überwunden und einige davon vielleicht gar nicht wahrgenommen.
Also, wo stehst du?